Sa. 16.11.19

Heute ist wieder sonniges Wetter. Ein kleiner Rest Wolken leuchtet im Morgenrot aber sonst ist der Himmel wolkenfrei.

Leider muss ich feststellen, dass mein Kreislauf noch nicht ausgeglichen ist und ich mir definitiv keine Wander-/Klettertour in den naheliegenden Slot canyons zutraue.

Also noch ein weiterer Ruhetag, in der Hoffnung, dass es dann am Sonntag ausgestanden ist.

Das Wetter ist so schön, dass wir viel draußen in der Sonne sitzen, lesen und ich noch etwas von der Todo-Liste abarbeite: Fahrräder ab/anbauen und Motoröl kontrollieren sowie drei defekte Birnchen austauschen. Obwohl nicht viel Aufwand, zeigen mir diese Aktionen doch, dass ich noch etwas wackelig bin und nach jeder dieser Aktionen eine ausreichende Ruhepause benötige. Mal sehen, wie es Morgen aussieht.

Übernachtungsplatz:

Freistehen Hole in the Rock Road, GPS: 37.458807, -111.241401, gegenüber Dry Fork Narrows Slot Canyon, sehr holperige Anfahrt, sehr ruhig, schwacher Verizon-Empfang, empfehlenswert

So. 17.11.19

Nach einer durchgeschlafenen, erholenden Nacht fühle ich mich heute fit genug, die Wanderung zum Peek-A-Boo bzw. Spooky-Slotcanyon in Angriff zu nehmen. Wir müssen nur ein paar Kilometer rüber zum Parkplatz fahren, die Wanderschuhe schnüren und mit ausreichend Trinkflaschen geht es los.

Zuerst gilt es, in den Dry Fork Slot als Hauptcanyon abzusteigen.

Am Grund angekommen inspizieren wir zuerst den relativ breiten Ausläufer des Dry Forks bevor wir uns auf die Suche nach dem Eingang in den Peek-A-Boo-Slot machen.

Zuerst laufen wir daran vorbei, aber nach mehreren hundert Metern wird uns klar, vor allem nach Kontrolle der Handzeichnung der Dame aus dem Visitor-Center und MapsMe, dass wir den Eingang verpasst haben.

Also wieder zurück und nach etwas suchen entdecken wir den Einstieg. Ist nicht gekennzeichnet und man muss zuerst hochklettern bevor es reingeht. Ich/P erkunde mal zuerst das Terrain bevor Marion nachkommt. Außer uns steigen zwei junge Damen mit ein. Wir helfen uns gegenseitig im etwas schwierigeren Eingangsbereich mit einer „Bubenleiter“. Nachdem die Hürde geschafft ist, geht es relativ eben in den eigentlichen Slot.

Wir durchklettern die sehr engen Passagen und bestaunen die Farben und die tollen Auswaschungen des „Abenteuerspielplatzes“.

Zwischendurch kommen wir an die Oberfläche, allerdings geht es dann auch gleich wieder in die Tiefe.

Inzwischen ist es Mittagszeit und daher kommt die Sonne steil von oben und bietet die besten Lichtverhältnisse in den engen Slots. Allerdings nur kurz und schon ist sie über den Zenit und es wird wieder schattig. Das letzte Stück ist relativ kurz und wir sind auf dem Plateau angekommen.

Auf dem Plateau müssen wir den Weg wieder anhand der Handzeichnung suchen, um rüber zum Spooky-Slot Canyon zu gelangen. Es geht durch trockene Wüstenei und Sanddünen. Wir kommen am oberen Ende des Canyons an und befolgen den Rat, dort nicht einzusteigen und nach unten zu klettern, sondern entlang des Canyons zum unteren Eingang zu wandern. Das Ende ist wohl wie das innere eines Schneckenhauses geformt und man muss die Windungen durchklettern, was nur kleine und sehr schlanke Kletterer schaffen. Als wir ankommen tauchen aus dem Wendelgang gerade 3 kleine Japaner auf, die uns in gebrochenem Englisch bestätigten, dass es sogar für sie fast zu eng war. Damit gibt es keinen Grund, weiter darüber nachzudenken.

Der untere Eingang ist die ersten 50m kein Problem, danach kommt dann schon die erste Herausforderung. Nach der dritten Engstelle muss ich/P aufgeben, da hilft auch kein Baucheinziehen und sich in die Länge strecken mehr.

Marion hat die Schwierigkeiten nicht, nimmt die Kamera mit und arbeitet sich alleine im Canyon weiter vor, während ich es mir bequem mache und warten muss.

Aber auch für Marion ist dann am Schneckenhaus Schluss und sie kehrt um. Ich habe mir inzwischen schon ein Sorgen gemacht, da sie solange unterwegs gewesen ist und auch auf meine Rufe nicht geantwortet hat. Aber schließlich taucht sie wieder aus dem Felsenschlund auf und wir machen uns gemeinsam auf den Rückweg.

Auf dem Rückweg Richtung Ausgang beim Dry Fork Slot nutzen wir einen anderen Hohlweg, den der Fluss in den Fels geschnitten hat. Oben auf der Höhe des Parkplatzes noch ein letzter Blick hinunter ins Tal und dann nichts wie zurück zum Moppel.

Als wir am Parkplatz ankommen, sind die beiden Damen, die wir zu Beginn getroffen haben, auch noch da, obwohl sie deutlich schneller unterwegs waren. Der Grund ist ein Platten hinten rechts und die Bedienungsanleitung für den Wagenheber, die nicht so einfach zu verstehen ist. Wegen dem weichen Sanduntergrund ist deren Wagenheber sowieso nicht so geeignet, deshalb hole ich ein Brett und unseren Wagenheber. Das Ersatzrad unter dem Auto zu bergen ist der schwierigste Part an der ganzen Aktion, aber wenn man dank Anleitung einmal verstanden hat, wie es funktioniert.... Der Reifenwechsel ist dann auch zügig erledigt und ich von oben bis unten mit Staub eingesaut. Freue ich mich auf die Dusche heute Abend. Die beiden Ladies sind auf jeden Fall sehr froh und wieder fahrtauglich.

Aber der Tag ist noch nicht vorbei. Wir wollen ein gutes Stück die Gravelroad nach Escalante wieder zurückfahren und unterwegs den Devils Garden besuchen. In diesem sehr eng begrenzten Gebiet gibt es phantastisch geformte Sandsteinblöcke, z.B. durch Wasser geschaffene Steinbrücken, zwischen denen man bequem hindurch spazieren kann.

Wir überlegen, am Devils Garden zu übernachten, aber erstens muss man in die Pampa hineinfahren, um nicht direkt auf dem Gelände zu stehen weil verboten, zum Zweiten ist das Gelände ziemlich abschüssig. Daher fahren wir noch ein paar Kilometer weiter und etwas von der Straße weg finden wir einen im iOverlander beschriebenen schönen ruhigen Platz. Hier können wir ungestört die Außendusche nutzen und danach genießen wir den Sonnenuntergang bzw. den klaren Sternenhimmel in der Einsamkeit.

Übernachtungsplatz:

Freistehen Hole in the Rock Road, GPS: 37.621779, -111.448202, sehr holperige Anfahrt, sehr ruhig, guter Verizon-Empfang, empfehlenswert

Mo. 18.11.19

Das konstante Hoch wird nicht ewig halten, deshalb wollen wir nicht zu lange an einem bestimmten Ort verweilen und soviel in die unerwartet schönen Wochen hineinpacken wie möglich, bevor uns der Winter aus dem Norden wieder einholt. Das Erlebnis im Yellowstone-NP hat vorerst gereicht. Deshalb machen wir uns auf, zurück auf der Gravelroad raus nach Escalante und verfolgen die scenic route #12 weiter bis zum Bryce Canyon. Da wir in den vergangenen Tagen so viele tolle Felsformationen gesehen haben, kommt uns die Landschaft entlang des Highways eher uninteressant vor, aber dafür kommen wir zügig voran - keine Photostopps.

Ein Teil der Route #12 streift den Bryce Canyon NP. Schon bei der Anfahrt erhält man einen ersten Eindruck von dem, was einen erwartet. Um zum Haupteingang des Parks zu kommen, muss man vorher das Plateau auf 2500-2800 Höhenmeter erklimmen.

Oben angekommen biegen wir ab nach links in die #63 Richtung Bryce Canyon City, eine für den Rundum-Service der Touristen ausgelegte Retortenstadt. Hier befinden sich auch große Parkplätze, von denen aus die Shuttlebusse in den Park fahren. Jetzt in der Nebensaison gibt es diesen Service allerdings nicht, und so können auch wir problemlos den ganzen Park mit dem eigenen Fahrzeug abfahren. Zuerst holen wir uns Infomaterial vom Visitor-Center und den NP-Stempel. Erster Stopp Sunrise-Point im sogenannten Amphittheater. Sunrise ist schon vorbei, aber das tut dem Ausblick keinen Schaden. Die Farben sind einfach genial.

Da der Park eine klare Süd-Nord-Ausrichtung hat, beschließen wir wegen der Lichtverhältnisse gleich ans 18 Meilen entfernte Ende zum Rainbow-Point zu fahren und den Park von hinten aufzurollen, um rechtzeitig zum Sunset wieder vorne am Amphittheater zu sein. Vom Rainbow-Point auf 2778m Höhe hat man den besten Blick auf den Rand der durch Erosion entstandenen Bruchkante in östlicher Sicht.

Zu Fuß sind es nur ein paar hundert Meter zum Yovimpa-Point mit dem Blick in den Abgrund nach Westen.

Nachdem wir das südliche Ende des Parks absolviert haben, machen wir uns auf den stationsreichen Rückweg. Als erstes kommt der Ponderosa Point mit Blick auf den gleichnamigen Canyon in 2714m Höhe.

Ja, ihr habt recht, alle dies Punkte liegen entlang dem zentralen „Rückgrat“ des Parks und man hat jeweils den Blick nach Osten oder Westen über den Rand hinaus. Und nochmals ja, die Erosionsgebilde sehen alle sehr ähnlich in Form und Farbe aus. Aber bei jedem Aussichtspunkt ist es ein neues Erlebnis, diese tollen Strukturen in luftiger Höhe live zu sehen.

Nächster Punkt Aqua Canyon.

Wir nähern uns der 12 Meilen-Marke und der in der Nähe liegenden Natural Bridge. Hier mal wieder eine durch Wind und Erosion geschaffene Brücke. Weiter unten und nicht so gut sichtbar ein großes Loch im Fels.

Bis wir zurück in der Amphittheaterarea sind gibt es noch viele solcher Stopps und schöne Blicke, wie hier vom Farview Point. Damit es nicht allzu viele Bilder werden, haben wir etwas eingekürzt.

Bevor wir bis zum Sunset-Point fahren, haben wir noch etwas Zeit, um die südlichen Ausläufer des Amphittheaters am Paria-View zu besichtigen. Hier ist die Hoodoo-Bildung wieder zu erkennen, wenn eine Zwischenschicht im Sandstein nicht ganz so leicht erodiert wie die darunter liegenden Schichten und sich dann ein meist andersfarbiger Deckel auf einer dünnen Säule bildet.

Die Pflanzen und Bäume haben auf dieser Höhe hart mit dem Wetter zu kämpfen, was man schön an dem korkenzieherartigen Wuchs dieses abgestorbenen Baumes sehen kann.

Die zweite südliche Aussichtsplattform mit Blick in den Osten ist der Bryce Point. Hier bekommt man die Formationen vor die Linse, die man aus unzähligen Kalendern und Bildbänden kennt. Alleine hier an diesem Punkt könnte man einen ganzen Tag von früh bis spät verbringen, um die ganze Palette an Lichtverhältnissen auszukosten und auf Chip zu bannen. Diese Bilder sind also nur eine zeitlicher Spot am späten Nachmittag mit nicht optimaler Ausleuchtung.

Wir nähern uns unaufhaltsam dem Ende unserer Tour, aber es ist noch nicht zu spät, um nicht noch auf den Inspiration Point hoch zu wandern und von der Plattform aus den Weitblick zu genießen. Leider sind wir für diesen Aussichtspunkt etwas zu spät dran und die Schatten überdecken schon weite Teile der Landschaft. Bei unserem nächsten Besuch müssen wir uns mehr Zeit nehmen und nur noch ausgewählte Punkte zur 'richtigen' Tageszeit anfahren.

Jetzt hoffen wir, dass die Lichtverhältnisse am Sunset-Point etwas besser sind. Das Licht ist wirklich besser aber unser Speicher ist randvoll mit tollen Sandsteinformationen. So machen wir noch eine Handvoll Bilder bevor wir aus dem NP hinausfahren. Die Preise der offiziellen Campgrounds sind uns zu hoch.

An der Tanke wollen wir unsere Wassertanks füllen, aber hier verlangen sie 15$. Also verkneifen wir es uns und verschieben diese Aktion auf später. Es ist erst kurz vor 17 Uhr, so dass wir noch etwas Strecke Richtung Zion NP machen können. Unterwegs kommen wir ein Stück durch den sogenannten Red Canyon, den man auch noch in Ruhe abwandern könnte. Aber für heute haben wir genug rot gefärbte Felsen gesehen.

Wir cruisen Richtung Abendsonne nach Westen, als uns Kerstin und Hanno in ihrem „Bruno“ entgegen kommen. Am Arches NP haben wir mehrere Tage zusammengestanden und die eine oder andere Flasche Wein vernichtet. Beide machen wir eine Vollbremsung und treffen uns am Straßenrand. Die Freude ist groß. Sie wollen auf der Route #89 noch ein gutes Stück nach Süden fahren, um Morgen bei der Lotterie für die „Wave“ mitzumachen, und haben deshalb leider nicht soviel Zeit zum Quatschen. So können sie leider auch nicht mit uns zum nur noch 20km entfernten iOverlander-Stellplatz mitkommen. Schade, immer dieser Stress mit den Sehenswürdigkeiten. Aber vielleicht treffen wir uns ja in Las Vegas wieder.

Um es vorwegzunehmen, sie haben bei der Lotterie teilgenommen, aber leider keines der begehrten Permits bekommen, sind nur ihre Teilnahmegebühr losgeworden. „The Wave“ ist eine sehr bekannte Sandsteinwelle mitten in der Pampa mit wunderschönem Streifenmuster. Der Weg dorthin oneway zu Fuß mindestens 10km – steht deshalb nicht auf unserem Plan. Und der Hammer ist, dass nur eine bestimmte Anzahl von Leuten pro Tag dorthin marschieren darf. Die meisten Tickets werden Monate im Voraus ausgelost, aber ein paar Tickets werden jeden Morgen um 8 Uhr im Rangerbüro direkt verlost. Wir haben schon in vielen Reiseberichten gelesen, dass das Glück eines zu bekommen auch in der Nebensaison schon einem 5er im Lotto gleichkommt.

Wir verabschieden uns bis auf weiteres und erreichen den schönen Platz auf BLM-Land nach kurzer Fahrt, sind froh angekommen zu sein. War heute mal wieder ein sehr anstrengender Tag. Unsere Gesamtkonstitution lässt nach den letzten Wochen mittlerweile etwas nach.

Übernachtungsplatz:

Freistehen BLM-Land Nähe Zion NP, GPS: 37.253194, -112.768896, sehr viel Platz, super Rundumsicht, guter Verizon-Empfang, sehr empfehlenswert

 

 

 

Di. 19.11.19

 

Die Nacht war super ruhig und eigentlich ein toller Platz, um mal den einen oder anderen Tag Pause zu machen. Aber die Wettervorhersagen sind sehr durchwachsen, so dass wir trotz aufziehender Wolken heute noch in den Zion Nationalpark wollen. Sollte sich das Wetter in den kommenden Tagen so entwickeln wie vorhergesagt, dann haben wir Morgen und Übermorgen eh Zwangspause wegen Regen.

Die Anfahrt zum Zion NP ist relativ kurz und wir kommen über den Hwy #9 durch den Osteingang rein.

Dieses Stück, der sogenannte Zion-Mount Carmel Hwy ist einer der schönsten Teile des Parks mit vielen Wanderwegen. Geplant war, dass wir gleich zu Beginn, solange das Wetter noch mitspielt, hier eine Wanderung machen. Aber leider sind alle Parkplätze voll und es besteht keine Möglichkeit, am Straßenrand zu parken. Und wir haben gedacht, Mitte November sei nichts mehr los, aber so wie es aussieht, sind auch noch andere auf die Idee gekommen, die letzten warmen Tage zu nutzen. Na dann müssen wir das auf unseren nächsten Besuch verschieben.

Weiter geht’s zum Tunnel. Am Eingang müssen wir als 'large vehicle', vor allem wegen der Höhe, 15$ für ein Permit zur Tunneldurchfahrt bezahlen. In regelmäßigen Abständen wird der Tunnel für so große Fahrzeuge wie unseres gesperrt, damit wir schön in der Mitte fahren können und nicht an der Decke anstoßen. Gerade als wir ankommen, darf die nächste Charge von unserer Seite aus durchfahren und wir verlieren keine Zeit mit Warten.

Im Tunnel sind größere Öffnungen aus dem Fels gebrochen worden, die im Vorbeifahren einen kurzen Blick raus in den Zion Canyon erlauben.

Aus dem Tunnel raus, haben wir einen fantastischen Blick in einen Teil des gigantischen Canyons. Über Serpentinen arbeiten wir uns auf den Grund hinunter. Von unterwegs sehen wir die Lichtstollen zum Tunnel oben im Fels, und in der Wand gegenüber den Serpentinen bildet sich schon gut sichtbar ein großer Bogen/Arch heraus, aber das dauert sicher noch ein paar hundertausend Jahre.

Den Zion Canyon Scenic Drive darf man leider nicht selbst befahren, allerdings gibt es ein Bussystem, das im 10min Takt hinein- und herausfährt. Wir parken also am Zion Canyon Visitor-Center, packen etwas zum Trinken ein und ziehen die Wanderschuhe an.

Wenn wir so den Himmel anschauen, sind wir uns nicht sicher, wie lange das Wetter hält. Durch die Wolken ist leider auch das Licht nicht ideal zum Fotografieren. Die vom Eisenoxid rot gefärbten Felswände würden in der Sonne natürlich ganz anders erstrahlen und die Konturen im Fels wären deutlicher zu erkennen. Aber was soll's, jetzt sind wir hier und nehmen mit was geht.

Wir fahren gleich sämtliche Stationen bis ganz nach hinten zur Station Temple of Sinawava und wollen dann auf der Rückfahrt bei der einen oder anderen Station aussteigen. Unterwegs erfahren wir, dass einige Stationen und Trails geschlossen sind, das Angebot also eher überschaubar ist.

Als wir hinten ankommen, machen wir uns gleich, wie die meisten Touris, auf den fast ebenen, gut zu wandernden Riverside-Trail, der zwischen hohen Felswänden am Fluss entlang geht. Am Ende des einfacheren Touri-Wanderweges kann man diesen ausgestattet mit Neoprenschuhen weiter in den enger werdenden Canyon, The Narrows, hinein. Allerdings sollte man dies nur bei trockenem Wetter tun, da der Wasserstand bei Regen im sehr engen Canyon schnell gefährlich hoch wird.

Uns reicht der Blick vom letzten Aussichtspunkt hinein in die Narrows, haben wir in den letzten Wochen doch bereits sehr viele Canyons gesehen. Außerdem wollen wir bei diesem trüben Wetter nicht noch nasse Füße bekommen.

Mit dem Bus fahren wir eine Station zurück und kommen bei Angels Landing heraus. Dies ist eine hohe Plattform zwischen den Felsen, zu der man in einer mehrstündigen Wanderung hochsteigen kann und sicher einen tollen Blick hat. Nur leider heute nicht, vielleicht ein andermal.

Die für uns heute interessanten Trails an den Stationen Emerald Pools und The Grotto sind leider gesperrt, daher fahren wir gleich weiter.

Als wir wieder am Visitor-Center ankommen, holen wir uns noch einen Sticker als Souvenir und machen uns bei schon leicht einsetzendem Nieselregen auf den Weg hinaus aus dem Park Richtung Westen.

Der Tag verging wieder einmal sehr schnell. Wir fahren nur noch bis zum kleinen Städtchen Washington (gibt es in den USA sehr häufig). Bevor wir dort beim Walmart einparken, nehmen wir noch einen kleinen Umweg zu einem Panda Express Schnellrestaurant, weil wir ziemlich Hunger haben und keine Lust auf Burger mit Fritten. Im Walmart kaufen wir dann die inzwischen dringend notwendigen Lebensmittel. Als wir am Service-Desk nachfragen sagt uns die Dame, dass es vom Walmart aus kein Problem ist über Nacht hier zu stehen, kann aber sein, dass die Polizei uns wegschickt.

Da wir in der Nähe keinen anderen geeigneten Platz ausmachen konnten und der Regen einsetzt, als wir unsere Lebensmittel verpacken, wollen wir es riskieren und bleiben stehen. Außer uns stehen noch eine Handvoll weitere Campmobile auf dem Platz; wir sind also nicht die Einzigen, die dann fortgejagt werden. Es wird schnell dunkel und jetzt regnet es ohne Unterlass. Gegen 23 Uhr sehe ich draußen noch eine Polizeistreife eine Runde über den beinahe leeren Parkplatz ziehen. Aber wir haben schon Gefechtsverdunkelung und bei dem Regen haben die sicher auch keine Lust uns zu belästigen.

 

Übernachtungsplatz:

Freistehen Walmart Washington, GPS: 37.127624, -113.518106, relativ ruhig, Walmart erlaubt das Freistehen, Polizei aber nicht. Kann also sein, dass man vertrieben wird, deswegen nicht wirklich empfehlenswert

 

 

 

 

 

 

 

Mi. 20.11.19

 

So wirklich erholt sind wir heute Morgen nicht. Nach Wochen in der Wildnis und totaler Ruhe ist so eine Nacht auf einem Walmart-Parkplatz, auch wenn es für einen Walmart relativ ruhig war, doch nicht vergleichbar. Die Stadt steuert ein kontinuierliches Grundrauschen bei, der Regen trommelt aufs Dach und trotz Abdunklung dringt die Parkplatzdauerbeleuchtung durch jede Ritze. Nach solch einem Kontrastprogramm fragen wir uns immer wieder, wie kann man dauerhaft in einer Stadt wohnen. Wir waren in Nordstetten ja schon durch sehr ruhige Nächte und DarkNight ab 24 Uhr verwöhnt. Aber hier im Outback: Null Geräusche, maximal die Coyotes, und nur purer Sternenhimmel.

Wenigstens sind wir nicht durch die Police gestört worden. Sie hätten gleich fünf Fahrzeuge wegjagen müssen. Da wir aber ganz am hinteren Rand des riesigen Platzes standen und Nebensaison ist, sind wir wohl verschont geblieben.

Heute steht wenig auf dem Programm. Tanken und in Richtung Las Vegas bzw. zum Valley of the Fire State Park fahren. Ab Freitag soll dort wieder sonniges Wetter sein. Da wollen wir nochmal wandern, bevor wir am Samstag nach Las Vegas hineinfahren.

Bevor wir losfahren besorgen wir uns noch übers Internet bei Vegas.com um fast 45% vergünstigte Tickets für die Cirque du Soleil-Show „KA“ im MGM Grand. Wir sind totale Fans dieser Shows und deshalb geben wir nach langer Diskussion doch die 100$/Pers. aus.

Auch ein längerer Videochat mit unseren Jungs ist noch drin, da wir es bei dem Regenwetter nicht eilig haben.

Bevor wir auf den Highway fahren, geht es zuerst noch ins Industriegebiet, wo es bei einem Ölhändler den günstigsten Diesel in weitem Umkreis gibt. Wir dachten eigentlich, dass wir erst wieder in Nevada auffüllen würden, aber mit 3,099$/gal ist der Händler hier in Utah noch günstiger als in Nevada bzw. in Arizona, wo wir heute noch durchkommen. Woher wissen wir das? Wir nutzen immer Gasbuddy, eine kostenlose Seite im Internet, auf der die Nutzer immer die aktuellen Preise nach dem Tanken eintragen. So hat man die Möglichkeit, schon hunderte Kilometer im Voraus die Preise abzuchecken und eine Entscheidung zu treffen. Da wir immer zwischen 400-500 Ltr tanken und damit locker 2200 km weit kommen, macht sich das schon bemerkbar, langfristig die günstigste Tanke auf der Route ausfindig zu machen.

Nach dem Tanken macht sich schon wieder der kleine Hunger bemerkbar. Auf unserem Weg zur Interstate #15 kommen wir wieder beim Panda Express von gestern vorbei. Und weil es so lecker und sehr günstig ist (7,60$ für eine wirklich reichliche Portion Gemüsenudeln mit zwei großen Schöpflöffeln verschiedenem Fleisch), kehren wir hier gleich nochmal ein. Die haben eine sehr gute Auswahl unterschiedlich mariniertes Fleisch+Gemüse, so dass man einiges durchprobieren kann, und da es eine große Fastfood-Kette nach dem Franchise-Verfahren ist, bekommt man eigentlich überall die gleiche gute Qualität, da die Ausgangsmaterialien zentral geliefert werden.

Nach dem leckeren Essen sind wir ready für die Interstate und rauschen die nächsten 150km aus Utah raus, durch Arizona hindurch und hinein nach Nevada.

In Arizona durchquert die Interstate wieder tolle Schluchten, die heute noch zusätzlich mit tiefhängenden Wolken verziert sind. Auf der ganzen Fahrt haben wir sonniges Wetter und am Horizont immer hell. Die dunklen Zonen ziehen links und rechts an uns vorbei und werden ihre Fracht hinter uns auf dem Colorado-Plateau abladen.

Als wir um Overton herum durch das Moapa-Valley kommen, schwenken wir vom Highway ab, fahren ca. 7km nach Overton auf das Plateau hoch und parken dort auf BLM-Gelände ein. Von hier aus haben wir einen super Rundumblick und sehr viel Platz.

Der Untergrund ist nicht nur pulvriger Staub, der sich mit dem Regen in Matsch verwandelt, sondern mit reichlich Geröll durchsetzt, sodass man ohne sich einzusauen herumlaufen kann. Aber wir wollen hier ja nur die Regenphase aussitzen und uns etwas entspannen und nicht groß herumwandern.

Als wir ankommen scheint die Sonne durch ein Loch in der Wolkendecke und gleich so warm, dass man schon wieder problemlos Oberkörper frei raussitzen kann. Wir merken deutlich, dass wir in den letzten zwei Tagen über 2000m hinuntergefahren sind. Im Bryce Canyon waren wir noch auf 2500m und jetzt sind es nur noch knapp 500m. Entsprechend milder ist es hier.

Leider ziehen die Wolken weiter und verdecken das Sonnenloch und nach 20min ist es mit dem heißen Sonnenbad vorbei. In Nevada müssen wir die Uhr nochmal eine Stunde nach vorne stellen, jetzt wird es somit schon um 17Uhr Nacht - krass. Normalerweise stört uns die Uhrzeit nicht, kann uns ja wurscht sein, machen ja alles nach Lust und Laune. Aber wegen der gebuchten Show in Las Vegas müssen wir aufpassen, damit wir rechtzeitig dort ankommen.

 

Übernachtungsplatz:

Freistehen BLM-Land near Overton, GPS: 36.484601, -114.443005, sehr viel Platz, super 360°-View, voller Verizon-Empfang, außerhalb Valley of Fire, sehr empfehlenswert

 

 

 

 

 

 

 

Do. 21.11.19

 

Zweiter Regentag. Die ganze Nacht hat es geregnet und zweimal ist ein Sturm durchgezogen, dass die Bude richtig gewackelt hat. Aber wenn draußen so ein Mistwetter ist, fühlt man sich zu Hause richtig wohl und denkt nicht schon wieder daran, was man bei schönem Wetter wieder alles besichtigen, abwandern, usw. könnte. Nein, einfach dem Trommeln des Regens auf dem Dach zuhören und entspannen.

Die vergangenen 4 Wochen waren der Wahnsinn, mit all den Nationalparks, Canyons, Wanderungen ... aber auch sehr anstrengend. Mehrere Tausend Bilder in der Kamera und im Kopf, da muss erst langsam wieder Ordnung rein, bevor Neues dazu kommt.

Marion hat auch mal wieder Zeit, einen großen Gulaschtopf anzusetzen, nachdem wir in Washington nach langer Zeit mal wieder nach Herzenslust im Costco bzw. Walmart die Staufächer bzw. den Kühlschrank mit leckeren Goodies aufgefüllt haben.

 

Übernachtungsplatz:

Freistehen BLM-Land near Overton, GPS: 36.484601, -114.443005, sehr viel Platz, super 360°-View, voller Verizon-Empfang, außerhalb Valley of Fire, sehr empfehlenswert

 

 

 

 

 

Fr. 22.11.19

 

Bevor wir uns nach Las Vegas aufmachen werden wir sozusagen als Abschluss unserer Colorado-Plateau-Tour noch den Valley of Fire State Park besuchen. Dieser befindet sich im Gebiet der Lake Mead Recreation Area. Das Wetter hat aufgeklart, es wird ein schöner Tag, entfernt am Horizont sind noch Wolkenberge zu sehen. Die roten Sandsteinfelsen sind schon von weitem zu sehen. Wir fahren über den Osteingang in den State Park und müssen Eintritt bezahlen. Unser „America the Beautiful“-Jahrespass gilt ja nur für die Nationalparks.

Der Valley of Fire State Park verdankt seinen Namen nicht vulkanischer Aktivität, was man zuerst vermuten könnte, sondern dem rot leuchtenden Sandstein, entstanden aus Sanddünen vor ca. 150 Millionen Jahren zur Zeit der Dinosaurier. Über die Jahrmillionen wurden die versteinerten Sandlagen mehrfach geschichtet bzw. aus dem Untergrund emporgehoben.

Vom Eingang geht’s zuerst zur Rangerstation, um uns Infomaterial zu besorgen.

Unterwegs die erste Felsformation: Die Seven Sisters.

Von der Rangerstation aus wollen wir ganz durchfahren bis zum White Domes Trail, den wir als erstes wandern wollen. Vorher biegen wir noch kurz in die Fire Canyon Road ein. Zu diesem Zeitpunkt ist der Sonnenstand hierfür allerdings nicht optimal; das Licht passt nicht, um die Felsen rot aufleuchten zu sehen.

Ohne weitere Pause geht’s zum White Dome.

Zu Beginn müssen wir einen steilen Einschnitt in der Felswand hinunter, dann durch einen schmalen Slotcanyon und weiter auf dem Rundweg hinter der hohen Felswand, dem White Dome, wieder zurück zum Parkplatz. Zu entdecken gibt es verschiedenste Färbungen und Strukturen im Sandstein und durch Erosion, durch Wind und Wetter in Jahrtausenden geschaffene Aushöhlungen bzw. kleine Bögen/Arches.

Und weil es gerade so schön ist und nicht zu heiß, machen wir gleich im Anschluss auf dem Rückweg noch den Fire Wave Trail. Dieser nimmt über eine Stunde Zeit in Anspruch und wird bei heißem Wetter nicht empfohlen. Schon auf dem Weg hinunter zu den toll gestreiften Sandsteinfelsen, die wie erstarrte Wellen in der Landschaft liegen, kann man sich an den vielen Details nicht sattsehen. Einfach durch die Bilder flippen und genießen.

The Fire Wave !!

Eigentlich wollten wir nicht noch eine weitere Wanderung absolvieren, aber die Ranger haben am sogenannten Mouse Tank den Petroglyph Canyon empfohlen. Also geben wir uns einen Ruck und stoppen an diesem Parkplatz abermals. Hier ist deutlich mehr los. Die meisten Kurzzeitbesucher, die einen Tagesausflug von Las Vegas aus gebucht haben, machen meistens nur die Fire Canyon Road und den Petroglyph-Canyon. Danach müssen sie wieder zurückfahren, um das Dinner-Buffet im Casino nicht zu verpassen.

Die Felsen im Canyon sind stärker durch das Wasser geformt. Puh - so langsam ist unser Speicher voll. Noch ein Bild von den Petroglyphen, von denen man nicht genau weiß, wie alt sie sind. Wir gehen noch ein gutes Stück weiter, klettern auch noch eine Anhöhe hoch, aber hinunter in den Mouse`s Tank steigen wir dann nicht mehr ab, sondern machen uns wieder auf den Heimweg. Genug Bewegung für heute.

Bevor wir den State Park über den Westein-/ausgang verlassen, schauen wir uns vom Auto aus noch den Arch Rock an und fahren am Atlatl Rock vorbei, weil wir keine Lust mehr haben, wegen eines Felsens das Gerüst hochzuklettern. Vielleicht ein anderes Mal.

Wir fahren aus dem tiefer gelegenen Tal des Valley of Fire hinaus und gelangen auf eine Hochebene an deren Horizont Las Vegas liegt. Ein riesiges öffentlich zugängliches Gelände, also BLM-Land, man kann überall frei stehen. Da es aufs Wochenende zugeht, kommen viele Amis mit ihren Gelände-Quads oder Dirtbikes auf dem Anhänger, um damit mit Vollgas durch die Pampa zu brettern. Als wir ankommen ist noch nicht so viel los. Wir suchen uns etwas abseits ein schönes Plätzchen und nutzen gleich ungestört unsere Außendusche.

Auf dem Weg zu unserem ungestörten Plätzchen sind wir an einem umgebauten Bus mit österreichischem Kennzeichen vorbeigekommen. Die Kinder winken uns zu und wir halten kurz an. Man sieht sich später.

Gerade am Duschen kommt der Vater mit seinen beiden Kurzen vorbei. Wir bitten noch um ein bisschen Geduld und dann dürfen sie auch unser Mobil besichtigen.

Anschließend gehen wir mit der Kamera noch auf einen kleinen Erkundungsgang zu den benachbarten Kakteen.

 

Übernachtungsplatz:

Freistehen BLM-Land Nähe Valley of Fire SP, GPS: 36.433884, -114.674375, riesiger Platz, am Wochenende viel laute Outdoor-Motoraktivität, sonst sehr empfehlenswert

 

 

 

 

 

 

 

Sa. 23.11.19

 

Viva Las Vegas !!

 

Da wir nicht zum ersten Mal in der Stadt sind, die niemals schläft, können wir es diesmal 'etwas' entspannter angehen.

Viele Optionen für ein so großes Vehikel wie unseres gibt es nicht, wenn man in der Nähe des Strip parken will. Laut iOverlander soll es einen Parkplatz für RV's hinter der Bally's Einkaufsmall geben. Wir brechen unseren Einfahrtversuch nach dem zweiten Mal ab, da wir an dieser Einfahrt nicht durchpassen und einen andere nicht zu finden ist. Kerstin und Hanno parken mit ihrem Bruno auf dem Linq-Parkplatz hinter dem Flamingo direkt unterhalb des Riesenrads.

Wir sehen von außen schon ihren Wagen und auch, dass hier noch viel Platz ist. Der Preis von 15$/24h ist relativ günstig, mittendrin in Las Vegas. Also parken wir in direkter Nachbarschaft zu den Beiden ein. Wir haben uns vor ein paar Tagen noch auf der Straße getroffen, hatten aber leider nicht viel Zeit zum Quatschen. Das können wir jetzt nachholen. Hanno probiert gerade seine neuen Schneeketten aus, die er übers Internet bestellt und hier in Las Vegas bei UPS abgeholt hat. Die Zwei wollen sich noch ausruhen und erst heute Abend wieder losziehen. Wir dagegen beschließen, gleich mal einen ersten Rundgang zu machen und etwas Hunger haben wir auch. Von unserem Platz aus sind es nur 5 min zu Fuß auf den Strip, unmittelbar vor dem Flamingo. Wir wandern gleich mal durchs Casino und besichtigen den aufwändig gestalteten Flamingo-Garten des Casino-Cafes. Hier muss man lange anstehen für einen Platz und Kaffee + Kuchen. Gegenüber vom Flamingo befindet sich der Caesars Palace, und das Mirage, das wir später bei Nacht nochmal besuchen, denn davor findet mehrfach die Vulkan-Show statt – Vulkanausbruch mit viel Feuer, Krach und Gedöhns.

Wir marschieren Richtung Venezia und Treasure Island, wo wir beim letzten Besuch in Las Vegas die Cirque de Soleil Show 'Mirage' besuchten.

Das Venezia mit all seinen Außenanlagen und Räumlichkeiten über mehrere Stockwerke ist so groß, dass man sich hier längere Zeit verlustieren kann. Entlang am Canale Grande, den man auch in einer 10-13min Gondeltour abfahren kann, gibt es zig Boutiquen, damit die Casinokunden ihr evtl. doch gewonnenes Geld gleich wieder in Luxusgüter anlegen können. So ist sichergestellt, dass kein Penny das Haus verlässt bzw. Geld, welches noch nicht verspielt wurde, auf anderem Wege eingenommen wird. Die Beleuchtung in den Wandelhallen simuliert verschiedene Tageszeiten, auch mal eine kleines Gewitter mit Regen und Blitz, wobei der Besucher nicht nass wird. Raffiniert gemacht, so erhält man das Gefühl eines 'erlebten' Tages in Venedig.

Wir bummeln durch die Etagen, genießen den Blick auch von oben auf die Szenerie und genehmigen uns noch ein total überteuertes Eis als Abschluss – in Venedig wäre es auch nicht billiger gewesen.

Da wir heute Abend Karten für die Cirque de Soleil Show 'KA' im MGM Grande haben, kehren wir rechtzeitig wieder um und bummeln nach Hause, damit wir uns vor der Show heute Abend noch etwas ausruhen können.

In einer kleinen Fressstraße auf dem Heimweg schauen wir fasziniert einem Spray-Künstler zu, der mit vielen Farbdosen und diversen einfachen Hilfsmitteln wunderschöne Bilder in kürzester Zeit zaubert. Leider haben wir keinen Platz für solch ein Kunstwerk, sonst würden wir gerne eines kaufen. Im benachbarten Irish Pub verhaften wir leckere Fish&Chips.

Bei Einbruch der Dunkelheit machen wir uns auf zum ca. 30min entfernten Casino MGM Grande zu unserer Abendshow. Wir haben ausreichend Zeit, um unterwegs die gigantische Lichtershow und immense Stromverschwendung in dieser Stadt zu bestaunen. Inzwischen gibt es auch hier die LED-Technik und spart damit mindestens ein Atomkraftwerk ein. Die riesigen LED-Leinwände, mehrere Stockwerke hoch, haben wir auch in New York City am Times Square gesehen - immer wieder der Hammer, mit welcher Schärfe und Größe die Lichterflut rüber kommt.

Leider oder auch glücklicherweise darf man in der Show nicht photographieren bzw. filmen; so wird man nicht abgelenkt und kann total entspannt die Show genießen. Artistisch und akrobatisch wieder Weltklasse und das Geld auf jeden Fall wert! Die Akrobaten fliegen wild durch die Luft – rings um uns herum, klettern an vertikalen Wänden in Windeseile rauf und runter, hin und her – irre! - Gesamtkonzept und Kostüme haben uns in der 'Mirage'-Show im Treasure Island allerdings besser gefallen.

Wenn man diese Shows sieht und sich überlegt, welch enormer Aufwand betrieben wird, wie lange die Artisten das Programm und die komplexe Choreographie einüben müssen..., verstärkt das noch die Bilder der 360Grad-Show. Man hat immer das Gefühl, mitten drin im Geschehen zu sitzen und nicht einfach eine Bühnenshow zu sehen.

Nach der tollen Show bummeln wir für einen kleinen Imbiss zuerst durch die ebenfalls mit künstlichem Himmel ausgestatteten Passagen im MGM Grand und anschließend noch etwas durch das nächtliche Las Vegas. Vom Excalibur, am Hardrock Cafe vorbei, durch diverse Einkaufstempel, die die Casinos verbinden. Das für uns Schönste ist das im römischen Stil ausgebaute Verkaufserlebnis im Caesar Palace. - Egal wie spät es ist, in dieser Stadt sind wir definitiv nicht alleine unterwegs.

Kulinarisch ist das Casino New York, New York am interessantesten. Hier gibt es, wie in der namensgebenden Stadt, alles von Pizza bis zum optimal gereiften Steakfleisch, auch wenn dieses für Normalsterbliche unerschwinglich ist.

Kurz bevor wir wieder Richtung Heimat abbiegen besuchen wir natürlich noch einmal die herrlichen mit Musik untermalten Wasserspiele auf dem See vor dem Bellagio

und natürlich auch noch die für heute Abend letzte Vorstellung des Vulkanausbruchs vor dem Treasure Island Mirage.

 

Übernachtungsplatz:

Parkplatz hinter Flamingo Casino, Las Vegas, GPS: 36.117081, -115.164833, großer Platz, 15$/24h, 5min zu Fuß zum Strip, Lautstärke entsprechend aber machbar, empfehlenswert

 

 

 

 

 

 

 

So. 24.11.19

 

Mit gestern haben wir bei unseren beiden Besuchen inzwischen mehrere Tage auf dem Strip von 'Heute' absolviert. Reicht erstmal. Bevor wir die Stadt Morgen wieder verlassen werden, wollen wir uns allerdings auch mal das alte klassische Las Vegas der 50iger Jahre in der Fremont Street anschauen, als es noch kein Familien-Entertainment mit hunderten von Shows in den Casinos gegeben, sondern nur das Glücksspiel und die Mafia das Sagen hatte. Bei den Letzteren hat sich wahrscheinlich nicht sehr viel geändert, aber seit Siegfried & Roy mit ihren weißen Tigern hat sich das Bild von Las Vegas total verändert und es entstanden die neuen, riesigen Luxusresorts mit Spielcasino.

Wir fahren mit dem Bus am Skytower vorbei, leider viel zu teuer um hochzufahren, und steigen gegenüber dem „Golden Nugget“ aus.

Von hier aus geht es direkt in den alten, inzwischen überdachten und mit LED ausgestatteten Strip. Wir stellen schnell fest, dass wir hätten eher abends kommen sollen, tagsüber wird hier nur in den Spielhallen das Geld verzockt, außerhalb der Casinos ist nicht viel los. Vielleicht kommen wir ja nochmal her.

Dafür finden wir so bekannte Wahrzeichen wie den Cowboy und die weltbekannte Welcome-Leuchtreklame.

Eine weitere Institution ist der Heart Attack Grill. Wenn man mehr als 350 lb/pound (=158,75kg) auf die Waage bringt, darf man hier umsonst essen. Wie im Krankenhaus bekommt der Gast einen Kittel und wird von Krankenschwestern bedient. Der eine oder andere wagt es, den größten und kalorienreichsten Burger „Qudrupule Bypass“-Hamburger (2013 Guinnessbuch der Rekorde) bzw. die fetthaltigste Icecream zu probieren. Marion ist leider nicht zu einem Besuch der Lokalität zu überreden.

Wir bummeln zweimal rauf und runter, schauen uns im Souvenirshop um und fahren nach zwei Stunden mit dem Bus wieder zurück. Wie gestern machen wir am heißen Nachmittag wieder Siesta zu Hause bevor wir abends nochmal um die Häuser ziehen.

Heute Abend besuchen wir das Bellagio sowohl außen mit seiner Fontänenshow als auch innen. Wir kennen bereits die von einem kanadischen Künstler geschaffenen Glasblumen an der Decke in der Empfangshalle,

aber auch die Wechselaustellung im hinteren Bereich der Halle ist interessant. Dieses Mal unter dem Motto 'Indische Sagen und Märchenwelt'.

Danach spazieren wir noch etwas den Strip rauf und runter, bis wir wieder genug gesehen haben. Da wir kein Geld zum Verspielen übrig haben, geht uns natürlich auch ein Reiz von Las Vegas verloren. Wir schauen immer mal wieder eine Weile den Zockern an den Tischen über die Schulter und, wenn man die Geschwindigkeit sieht, in der ca. 3mal/Min beim Black Jack der Mindesteinsatz von 15$/Spiel vom Croupier einkassiert wird, wird uns schwindlig. Da schaust du 10min zu und die armen Zocker sind ein paar hundert Dollar los. Mit Spielgeld macht das sicher Spaß, aber so können wir es nicht nachvollziehen, wie man sein sauer verdientes Geld dermaßen zum Fenster rausschmeißen kann. Bekanntlich gewinnt die Bank immer, wenn man lange genug spielt. Wir möchten uns nicht vorstellen, wie viele Menschen ihre Existenz hier verspielen. Aber irgendwo müssen die zig Millionen $ jeden Abend herkommen, die die Casinos einsacken.

Uns reicht's und wir werden Morgen dem Trubel wieder entfliehen.

 

Übernachtungsplatz:

Parkplatz hinter Flamingo Casino, Las Vegas, GPS: 36.117081, -115.164833, großer Platz, 15$/24h, 5min zu Fuß zum Strip, Lautstärke entsprechend aber machbar, empfehlenswert

 

 

 

 

Mo. 25.11.19

 

Obwohl nur zwei Tage in Las Vegas, genügt uns das vollkommen. Wir hatten volles Programm und es ist immer noch jede Menge übrig für evtl. künftige Besuche.

Raus aus der Metropole Richtung Südwesten, fahren wir auf dem Strip an diversen großen Casinos vorbei, u. a. am Luxor, und machen einen kurzen Stopp am bekannten Las Vegas Sign, wo die meisten Touristen ihr Erinnerungsfoto schießen.

Sobald man den Speckgürtel von Las Vegas verlässt - unterwegs füllen wir noch kurz unseren Propantank - landet man wieder in der Wüstenei von Nevada.

Wir sehen auf der rechten Seite ein riesiges Sonnenkraftwerk, wie wir das bereits von Marokko und Spanien kennen. Hier werden die Sonnenstrahlen mit Spiegeln auf die schwarze Box auf dem Turm fokussiert. Dort schmelzt die enorme Hitze eine spezielles Material im Inneren, welches dann zur Umwandlung in Strom durch Turbinen gejagt wird. - Leider darf man derartige Anlagen nicht besichtigen.

Weiter geht es durch die Wüste Nevadas ins offizielle Landschaftsschutzgebiet Mojave Natural Preserve. Anfangs sind die Straßen noch geteert, wechseln dann aber mitten in der Wüstenlandschaft zu glattgezogenen Schotterpisten. Zuerst durchqueren wir noch riesige Felder mit Joshua Trees, bevor es immer karger wird.

Wir arbeiten uns auf den Schotterwegen quer durch die Landschaft, da wir noch die Ranger Station erreichen wollen, um dort Wasser zu bunkern.

Auf einer Anhöhe bei glatt geschliffenen Felsen parken wir beinahe für die Nacht ein, aber der Wind pfeift hier oben so lästig, dass eine Außendusche kein Vergnügen wäre, genauso wenig wie ein entspanntes Gläschen im Freien. Also weiter bis zur Ranger Station.

Dort angekommen, stellen wir fest, dass diese außerhalb der Saison nicht besetzt ist; am campground muss man sich selbst registrieren. Aus dem Wasserhahn, den wir finden, kommt leider kein Wasser. Also ziehen wir wieder los, da es schon beginnt zu dämmern.

Nur einen Kilometer weiter geht eine Seitenstraße ab; ein Platz aus dem iOverlander. Wir wollen auf einen höher gelegenen Platz und fahren daher den Schotterweg noch gut einen Kilometer ins bergige Gelände. Von weitem sehen wir einen schönen ebenen Platz, es steht dort auch schon ein anderes Fahrzeug. Wir halten kurz an und fragen höflich, ob wir uns mit auf den großen Platz stellen dürfen. Wie erwartet, kein Problem. Kaum eingeparkt, wird es auch schon dunkel. Der Wind hier ist nicht mehr ganz so lästig, so dass wir gleich noch den Schweiß des heißen Tages abspülen können.

 

Übernachtungsplatz:

Freistehen im Mojave Natural Preserve Nähe Hole in the Wall, GPS: 35.034975, -115.414838, großer Platz, sehr ruhig, kein Netzempfang, sehr empfehlenswert

 

 

 

 

 

 

 

Di. 26.11.19

 

Bevor wir weiterfahren, nächstes Ziel sind die Kelso Dunes im Süden der Mojave, wollen wir nochmal zurück zur Ranger Station, weil vom dortigen Parkplatz ein kleiner Rundweg abgeht, der Rings Loop Trail.

Wir wollen aber nicht den Weg zurückfahren, auf dem wir gekommen sind, sondern der Gravelroad weiter hoch in die Berge folgen und um den zentralen Barber Peak mit 1678m Höhe herum fahren. Unsere Nachbarn sind heute Morgen sehr früh aufgebrochen und schon nach einer halben Stunde wieder zurückgekommen, den Anfahrtsweg herunter. Das hat uns natürlich neugierig gemacht.

Auch wir kommen natürlich an die Stelle, ein sogenannter Wash, ein ausgewaschenes trockenes Bach-/Flussbett entstanden in der Regenzeit. Diese Stelle konnten die beiden mit ihrem Van schwerlich überwinden bzw. nur mit dem Risiko, dass sie hier im weichen Sand steckenbleiben. Wir mit unserem hohen Radstand und permanenten Allrad inkl. zuschaltbaren Differentialsperren haben da weniger Probleme. Zur Sicherheit lege ich aber trotzdem die Quersperre ein, und wir kommen ohne Probleme durch den Wash. Interessanterweise löst sich die Sperre nach dem Abschalten nicht sofort, sondern erst nach einigen Kilometern. Prinzipiell nicht schlimm, auf dem weiteren Weg diese Unterstützung zu haben, aber trotzdem wäre es mir lieber, wenn ich wüsste, warum sie sich nach dem Abschalten so schwer wieder löst.

Wir kommen durch zum Teil von Feuer beeinträchtigte Gebiete. Die Landschaft ist recht karg und nicht wirklich spannend. Marion entdeckt zwischendurch im Sand Spuren, die sie den hier lebenden Pumas, vor denen gewarnt wird, zuordnet. Irgendwann kommen wir wieder oben bei den glatt geschliffenen Felsen von gestern Nachmittag raus.

Von hier aus ist es wieder die bekannte 'Straße' hinunter zur Ranger Station im Tal. Wir parken am Trailhead ein und entdecken dort einen weiteren Wasserhahn, der sogar Trinkwasser liefert. So packen wir zuerst den Schlauch aus und füllen unsere Tanks auf, bevor wir uns auf die Wanderung machen.

Dieser Hole in the Wall-Trail ist ein schöner Rundwanderweg durch die wie bei einem Schweizer Käse durchlöcherten Felswände. Zuerst muss man durch einen Slotcanyon an in den Fels eingelassenen Edelstahlringen nach unten klettern bevor man den Rundumblick auf den 'Schweizer Käse' genießen kann.

Marion versucht in eines der größeren Löcher hochzuklettern, scheitert aber leider an nicht vorhandenen bzw. nicht erreichbaren möglichen Haltegriffen. Und bevor sie sich noch was bricht, brechen wir den Versuch ab.

Die restliche Wanderung führt aus dem sich öffnenden Canyonschlund in die Ecke, in der wir gestern übernachtet hatten. Auf der zweiten Hälfte des Loops kommen wir an Petroglyphen, alte Ritzzeichnungen im Fels vorbei, wobei die genaue Altersbestimmung eher schwierig ist. Wir müssen eine Weile suchen bis wir den in Reiseführern beschriebenen Steinbock finden.

Die Gegend ist nicht so spektakulär, dass wir eine weitere Nacht stehen bleiben wollen und es ist noch nicht spät; wir haben noch Zeit.

Bis zu den Kelso Dunes sind es aber laut Navi dann doch noch einige Kilometer. Marion entdeckt in der Navi-App einen dünn eingezeichneten Weg quer durch bis zu den Dünen. Diese Abkürzung bringt hoffentlich die erwartete Zeitersparnis.

Die Holperstrecke ist nicht gerade gut, aber im Yukon haben wir auch schon derartige Strecken absolviert. Zwischendurch nutzen wir die Einsamkeit für eine Außendusche in der Nachmittagssonne, bevor wir uns weiter auf den Aufstieg durch die Berge machen.

Je weiter wir hoch kommen, desto schlimmer werden die Strecke bzw. die Auswaschungen des Weges und wir und der LKW werden kräftig durchgeschüttelt. Zum Teil geht es nur im 1. Gang weiter. Immer mal wieder überlegen wir, ob wir nicht doch umdrehen sollen. Aber jetzt haben wir schon so viel hinter uns gebracht, dass es schade wäre umzudrehen.

Nach 80% des Aufstiegs kommt dann doch eine Stelle, die auf den ersten Blick (und auf den Fotos) gar nicht so heftig aussieht aber schon nicht ganz ohne ist. Entweder man schafft es, die Stelle schräg zu durchfahren oder man kommt mit dem LKW reichlich in Schieflage. Wer will schon hier im Nirgendwo mit dem LKW kippen? Also rangiere ich an der kritischen Stelle so lange hin und her, bis ich einigermaßen im 45°Grad Winkel zum Weg stehe, und mit eingelegter Quersperre ackere ich mit Vollgas nach oben. Zwischendurch ist auch mal das rechte Hinterrad in der Luft, aber mit Schmackes schaffen wir auch diese Engstelle. Geschafft – gut gemacht Moppel! - Marion braucht jetzt aber dringend etwas Pause zum Luftholen und Adrenalin Abbauen. Eigentlich sollte sie aussteigen, aber sie wollte lieber drin bleiben und die Augen zumachen, was sie dann doch nicht geschafft hat. - Zwei haben Spaß, eine nicht so sehr! M: Irgendwie kommt mir das bekannt vor.... (Marokko). Aber ich/M habe mir das ja selbst eingebrockt, also keine Beschwerden.

Mir und dem Moppel (und mit etwas Abstand auch Marion) hat es die Gewissheit verschafft, dass man auch derart kritische Stellen irgendwie hinbekommt. Wir freuen uns auf den Rest der Strecke und haben Spaß. Es geht zwar holprig weiter, auch auf der anderen Seite wieder hinunter ins Tal, aber es kommen keine neuen größeren Herausforderungen.

Vom Grat oben aus sehen wir in der Ferne die Kelso Dunes, die wir sicher vor Einbruch der Nacht noch erreichen werden.

Auf der Abfahrt kommen wir durch einen Streifen Landschaft, wo wieder schöne Kakteen wachsen.

Als wir endlich an den Kelso Dunes ankommen ist es schon später Nachmittag und unsere Reisefreunde Roswitha und Klaus, mit welchen wir in Kontakt stehen, sind noch nicht da....

Die beiden hatten nur 5km vor den Dünen einen üblen Reifenplatzer, obwohl sie erst kürzlich neue Reifen aufgezogen hatten. Halb im Straßengraben, mit nur wenig Hilfe hat Klaus den schweren LKW-Reifen gewechselt – eine Rangerin hat die Straße abgesichert; wir sind hier an den Dünen telefonisch leider nicht erreichbar. Es ist schon stockdunkel als die zwei endlich eintreffen. Beide sind nach dieser Aktion natürlich fix und fertig, so dass wir die Wiedersehensparty auf Morgen verschieben werden.

 

Übernachtungsplatz:

Freistehen im Mojave Natural Preserve, Kelso Dunes , GPS: 34.888275, -115.716985, grosser Platz, ideal für Dünenbesteigung, holprige Anfahrt, empfehlenswert

 

 

 

 

 

 

 

Mi. 27.11.19

 

Zum Frühstückskaffee treffen wir uns mit Roswitha und Klaus vor dem Mobil und bekommen nochmal die üble Geschichte von gestern ausführlich erzählt bzw. können den zerfetzten Reifen aus der Nähe in Augenschein nehmen. Den hat es wirklich komplett zerlegt. Da wurde eine große Portion Glück verbraucht, dass nichts Schlimmeres passiert ist! Nicht auszudenken....

Ab Mittag und den ganzen Nachmittag über pfeift der Wind so kräftig über den Sand, dass wir alle Schotten dicht machen und keinen Gedanken daran verschwenden, auf die Düne hoch zu wandern. Wir sehen den einen oder anderen Verrückten, der sich trotzdem im Sandsturm aufmacht. Bei soviel Sand in der Luft ist es schon schwierig durch ein Tuch zu atmen geschweige denn die Augen sandfrei zu halten. Zudem geht oben auf dem Gipfel die Sicht sicherlich gegen Null, so wie dort die Sandwolken drüber pfeifen.

Wir treffen uns nachmittags mit den Nachbarn zum Kaffee, nachdem Klaus in Sturmpausen versucht hat, sein gestern während des Reifenwechsels verursachtes Chaos in den Staukästen wieder in Ordnung zu bringen und den defekten Reifen sicher auf der Rückseite zu befestigen.

Gegen Spätnachmittag wird der Himmel von Norden her immer dunkler, hebt sich ab von den im Sonnenlicht hell erleuchteten Dünen, und man kann den Sandsturm oben an der Dünenkuppe gut beobachten.

 

Übernachtungsplatz:

Freistehen im Mojave Natural Preserve, Kelso Dunes, GPS: 34.888275, -115.716985, großer Platz, ideal zur Dünenbesteigung, holprige Anfahrt, empfehlenswert

 

 

 

 

 

 

 

Do. 28.11.19

 

Auch heute weht der Wind heftig; macht nicht viel Sinn, die Dünen zu erklimmen. Allerdings ist der Himmel wieder blau, so dass wir entscheiden weiterzufahren, und zwar bis zum Joshua Tree NP. Die Nachbarn wollen uns folgen; wir fahren schon mal vor.

Einige kleine Wüstenbewohner kommen zum Abschied noch vorbei.

Wir fahren die Straße direkt nach Süden aus der Mojave raus und dort am Granite Mountain National Reserve vorbei,

bevor wir für viele Kilometer in eine tiefe weite Senke eintauchen.

Wir überqueren den Highway #40 und treffen auf die historic Route Highway #66.

Wir nehmen nur ein relativ kurzes Stück auf dieser berühmten Straße, bis nach Amboy, begleiten auf mehreren Gleisen endlose Frachtzüge vorne und hinten bestückt mit großen Dieselloks, und wir machen einen kurzen Stopp auf dem Parkplatz des Lavafeldes rund um den Kegel des Amboy Vulkans. Eine Wanderung zum Kegel rüber reizt uns nicht; Marion ist seit heute Morgen nicht ganz auf der Höhe ist.

Von Amboy gibt es eine direkte Verbindungsstraße nach Süden zur nördlichen Begrenzung des Joshua Tree NP. Auf dieser Strecke durchqueren wir das ehemalige Gebiet des Bristol Lakes, der inzwischen bis auf seine Salzablagerungen im Boden verschwunden ist. Dieses Salz bzw. eher eine Mischung verschiedener Salzarten wird gewonnen, in dem man kilometerlange Gräben schafft, in denen sich das stark salzhaltige Grundwasser sammelt, das zur Weiterverarbeitung einfach abgepumpt wird.

Nachdem wir die tiefste Stelle mit dem eingetrockneten Salzsee wieder verlassen haben, durchqueren wir erneut eine weite Ebene, die immer noch zum Mojave Einzugsgebiet gehört.

Als wir in Twentynine Palms ankommen, fahren wir dort direkt zum Visitor-Center, holen die üblichen Karten und Beschreibungen, fragen nach Trinkwasser, was es leider in der Nähe nicht gibt, und weil es Marion heute nicht gut geht, wahrscheinlich eine Erkältung im Anmarsch, bekommt sie als kleines Geschenk ein rotkehliges Kolibri-Stofftier geschenkt, das man drücken kann und dann die Laute eines Kolibris imitiert.

Eigentlich wollen wir auf ein Stück BLM-Land direkt in der Nähe des Eingangs zum Nationalparks stehen, aber leider ist dieses Gelände nicht mehr öffentlich. Wir gehen kein Risiko ein, wollen ja nicht verjagt werden. Roswitha und Klaus haben uns gerade eingeholt als wir uns auf dem Gelände umgesehen haben, und gemeinsam beschließen wir, wieder zurück nach Twentynine Palms zu fahren und dort beim etwas abgelegenen Casino Tortoise Rock nachzufragen, ob wir auf deren Parkplatz nächtigen dürfen.

Marion ist inzwischen recht fiebrig und zieht sich ins Bett zurück, während wir im Casino die bis zu drei Tage mögliche Berechtigung erfragen. Wir müssen nochmal kurz umparken, aber dann passt es.

Marion versucht zu schlafen und wir anderen drei schauen nochmal in Ruhe im Casino vorbei. Hier gibt es die üblichen nicht alkoholischen Getränke umsonst an einer Selbstbedienungstheke, aber ein Restaurant gibt es leider nicht. Da wir nicht zocken wollen, geht es irgendwann wieder in unser Heim bzw. ich gehe noch auf einen Absacker zu Roswitha und Klaus, damit Marion ihre Ruhe hat.

 

Übernachtungsplatz:

Freistehen Tortoise Rock Casino, 29 Palms, GPS: 34.120273, -116.050454, relativ ruhiges Casino, kurz vor Einfahrt in Joshua Tree NP, empfehlenswert

 

 

 

 

 

 

 

Fr. 29.11.19

 

Marion geht es leider nicht besser bzw. hatte eine sehr unruhige Nacht und da es heute sowieso regnet, bleiben wir einfach stehen.

Die Nachbarn machen trotz Niesel einen Spaziergang rund ums Casino und nachmittags sitze ich wieder mit den beiden beim Kaffee und frischen Muffins zusammen, damit Marion noch eine ruhige Runde schlafen kann.

 

Übernachtungsplatz:

Freistehen Tortoise Rock Casino, 29 Palms, GPS: 34.120273, -116.050454, relativ ruhiges Casino, kurz vor Einfahrt in Joshua Tree NP, empfehlenswert

 

 

 

 

 

 

 

Sa. 30.11.19

 

Marion geht etwas besser, und da das Wetter aufgeklart hat, wollen wir heute den Joshua Tree NP durchqueren und auf dem BLM-Land südlich außerhalb des Parks einparken.

Während des Frühstücks sehe ich einen Roadrunner (amerikanischer Rennkuckuck) auf dem Parkplatz auf der Suche nach Nahrung rumwuseln. Ich schnappe die Kamera und kann ein paar schöne Bilder schießen. Der Vogel ist nicht gerade scheu, hat sich wahrscheinlich hier in der Nähe vom Casino an Menschen gewöhnt.

Wir verabschieden uns von den Nachbarn, da diese noch einen Tag dranhängen wollen. Sie haben den Nationalpark früher schon besucht und haben es nicht eilig. Vielleicht trifft man sich noch einmal auf dem südlichen BLM-Land bevor sie ihre Reise Richtung Yuma fortsetzen. Klaus macht noch Bilder von unserem Kaltstart und der damit verbundenen Nebelwolke.

Da wir vergangenes Jahr auf der Fahrt südlich der Rockies zum Kernriver durch ein riesiges Gebiet blühender Joshua Trees gefahren sind, im Moment jedoch keine Joshua Blütezeit ist, wollen wir uns nicht zu lange aufhalten. Lieber kommen wir nochmal wieder, zur passenden Zeit, vor allem wenn Marion wieder fitter ist.

Der Park besteht aus zwei Teilen, dem hoch gelegenen nördlichen Teil mit dem darin liegenden Hidden Valley und dem großen südlichen Teil, eine riesige tiefer gelegene Senke.

Zuerst fahren wir auf der Straße Richtung Westausgang hoch ins Hidden Valley vorbei an dem eigentlichen Highlight, den sogenannten Jumbo Rocks, riesige Sandsteinfelsen, die wie Riesenspielzeug in der Landschaft liegen. Erst im Kernbereich des Hidden Valley hat es eine ansehnlichere Anzahl der namensgebenden Joshua Trees. Da es Wochenende ist und das Wetter seit Tagen mal wieder richtig schön, sind entsprechend die meisten Parkplätze überfüllt und Unmengen Menschen turnen zwischen den Sandsteinfelsen herum. Sandstein besitzt eine raue Oberfläche, so dass man super darauf herum klettern kann. Dank des herrlichen Wetters ist es heute echt schwierig, Fotos zu machen ohne „menschliche Ameisen“. Aber wir wollen ja nicht egoistisch sein - soll doch jeder das schöne Wetter in der Natur genießen.

Mitten in der Hochebene geht eine ungeteerte Straße, die Desert Queen Mine Road, nach rechts ab und trifft dann an einem Trailhead auf die Queen Valley Road. Der Trailhead ist relativ klein und auch schon mit ein paar Autos besetzt, aber die Straßen sind leer und wir können mitten durch die schöne Landschaft mit den Joshua Trees fahren, ohne von den Besuchermassen belästigt zu werden. Am Horizont sehen wir die schneebedeckten Gipfel der Bernadino Mountains, die aktuell wegen Schneefall in den letzten Tagen gesperrt sind.

Wir beenden den Loop mit der Vorbeifahrt am Sheep Pass, kommen erneut an den Jumbo Rocks vorbei, und schwenken dann an der zentralen Nordkreuzung nach Süden in die Pinto Basin Road ein.

Jetzt geht es hinunter in die Senke und zu unserem nächsten Stopp mitten in einem Cholla Kaktus Feld. Die Kakteen haben wir schon oft gesehen, aber nicht in solchen Massen. Die aggressiven Wildbienen haben wir nicht gesehen, dafür aber müssen wir uns neugierige Wochenendamerikaner vom Hals halten, damit wir die Kakteen genießen können.

Am Südausgang befindet sich das Cottonwood Visitor Center in dessen Nähe sich auch eine Dumping Station mit Wasserhahn befindet, wo wir unsere Tanks auffüllen können.

Marion kommt so langsam wieder zu Kräften, so dass wir zügig aus dem Park fahren und nach etwas Suchen tief im BLM-Land ein schönes ruhiges Plätzchen für uns alleine finden. Hier werden wir die Genesung von Marion aussitzen und etwas Pause machen.

Leider ist der Internet connect hier miserabel und wir hoffen, dass Roswitha und Klaus evtl. auch hier in der Nähe vorbeischauen, wenn sie wie geplant Morgen durch den Park fahren. Eine Abstimmung via WhatsApp ist unmöglich.

Zum Tagesabschluss gibt es noch einen schönen Sonnenuntergang.

 

Übernachtungsplatz:

Freistehen BLM-Land Nähe Joshua Tree NP, GPS: 33.680328, -115.829330, riesiges Gelände südlich Joshua Tree NP, relativ ruhig, sehr empfehlenswert

 

Hier wieder die Kartenübersicht der 71. und 72. Woche mit den gewählten Stellplätzen:

USA_2019_Nov_2

 

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